Zu den schönsten Tälern der Dolomiten zählt mit Sicherheit das Val del Biois. Ein Tal in der Provinz Belluno, umgeben von einigen der beeindruckendsten Berge der Dolomiten: der Marmolata, dem Civetta, der Auta-Kette und der Focobon und Mulaz Gruppe, die Teil der nördlichen Palagruppe sind.
Das Val del Biois erstreckt sich vom San Pellegrino-Pass circa 20 km lang zur Gemeinde Cencenighe Agordino. Seinen Namen verleiht ihm der gleichnamige Fluss, der das ganze Tal durchläuft: der Fluss Biois.
Das Val del Biois ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel für alle Naturliebhaber, sondern auch ein wahres Freiluftmuseum: Beim Spaziergang durch die Dorf-Wege trifft man nicht selten auf religiöse Malereien und Fresken, die Fassaden von Wohnhäusern zieren. Entstanden sind diese Kunstwerke zwischen Mitte 1600 und Mitte 1800. Ihnen ist es zu verdanken, dass das Val del Biois auch „das Tal mit den Heiligen an den Fenstern” genannt wird.
Das Hauptzentrum des Val del Biois bildet Falcade, ein beliebtes Touristenziel im Winter, familienfreundlich und bequemer Ausgangspunkt für viele Sommeraktivitäten.
Was gibt es in Falcade und im Val del Biois zu sehen und zu erleben?
1) Skifahren im Val del Biois
Für Liebhaber des Wintersports bietet das Val del Biois vielfältige Möglichkeiten.
Die Pisten des Skigebiets Ski Area San Pellegrino, von Falcade bequem mit der Kabinenbahn von der Ortschaft Molino aus zu erreichen, bieten Zugang zu 60 km Abfahrtspisten von verschiedener Länge und unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, einen Snow Park für Snowboard-Fans und Skischulen für die Kleinsten.
Fans des Nordicskis hingegen erwarten zwei besondere Angebote: das Centro Fondo „Pietro Scola” in Falcade bietet 10 km Piste durch Wälder und entlang der Talebene Piana di Falcade, einem sonnigen Gebiet mit einzigartigem Panorama. Das Centro Fondo „Franco Manfroi” in Canale d’Agordo beeindruckt mit einer technischen Spur von 7 km durch Wälder und entlang vereister Wasserfälle.
Im Val del Biois gibt es zudem Pisten für Alpinski und Schneeschuhlauf.
2) Die charakteristischen „Tabià”
Beim Spaziergang durch die Wege des Val del Biois fallen einem sofort die für die Dolomiten typischen antiken Heuschober aus Holz ins Auge. In den Ortschaften von Falcade, Canale d’Agordo und Vallada Agordina kann man über 300 bestaunen.
Früher wurden die Tabià als Heuschober und Lagerräume genutzt. Die klassische Basis aus Stein beherbergte den Stall. Hier wurden die Tiere gehalten, die den Unterhalt der Familie sicherten. Daher befanden sich die Tabià oft neben den Wohnhäusern.
Eine Charakteristik: Auf dem tragenden Balken des Dachs, dem sogenannten „First”, sind das Baujahr und die Daten anschließender Restaurierungsarbeiten eingraviert.
3) Das Valfredda
Im nördlichsten Teil des Val del Biois liegt eine einzigartige natürliche Talebene mit atemberaubender Landschaft: das Valfredda.
Zu Füßen der Marmolatagruppe befindlich, verzaubert das Valfredda mit einem 365° Panorama. Von hier aus kann man das beeindruckende Bergmassiv der Facobongruppe und des Mulaz bestaunen.
Die Talebene ist im Sommer besonders bei Familien als Ausflugsziel beliebt. Sie ist in wenigen Minuten leicht vom San Pellegrino Pass aus erreichbar oder kann mit einem Spaziergang von einigen Stunden von Falcade aus besucht werden.
Das Valfredda ist für seine unverwechselbaren „Casoni” berühmt, die sich entlang der Wege finden: schlichte Häuser aus Holz, die früher als Unterschlupf für Schäfer dienten und heutzutage zu charakteristischen Berghütten des Hochgebirges geworden sind.
4) Die Talebene von Falcade
Beim Besuch des Val del Biois darf ein Ausflug zur zauberhaften Talebene von Falcade nicht fehlen: eine große grasbewachsene Fläche mitten in Falcade, ein idealer Ort für Familien im Sommer und Sportzentrum im Winter.
Die Talebene bietet einen Spielplatz für die Kleinsten, einen Barbecue-Platz und einen alpinen Bergsee. Mit ihrer strategisch günstigen Lage bietet sie unvergessliche Familienmomente umgeben vom zauberhaften Panorama der Dolomiten.
Die Talebene von Falcade ist ein berühmter Ort wichtiger Veranstaltungen wie der „Se Desmonteghea”, dem Fest des traditionellen Almabtriebs von Val del Biois, das jedes Jahr am letzten Septemberwochenende stattfindet. Eine folkloristische Veranstaltung von großem historisch-kulturellen Wert, die jedes Jahr zahlreiche Besucher aus ganz Italien anlockt.
5) Monumentalkirche San Simon in Vallada Agordina und Kirche Chiesetta di Jore
An den Hängen des Bergs Monte Celentone in Vallada Agordina befindet sich die Kirche Chiesa di San Simon: eine kleine Kirche in alpinem gotischem Stil von besonderem kulturellem Wert, 1877 zum Nationaldenkmal erklärt.
Die kleine Kirche, mitten in Fichten- und Lärchenwäldern, ist der älteste religiöse Ort des Val del Biois. In der Kirche beindrucken Fresken von 1500 von Paris Bordon.
Mit einem Spaziergang durch die Wälder vom Panoramaort Sappade in Falcade aus, ist die kleine Kirche Chiesetta di Jore erreichbar.
Jedes Jahr im Mai versammeln sich die Einwohner, um eine Messe in der kleinen Kirche zu feiern.
6) Canale d’Agordo. Geburtsort von Papst Johannes Paul I.
Canale d’Agordo, früher auch Forno di Canale genannt, ist ein charakteristisches Dorf des Val del Biois, berühmt als Geburtsort von Papst Johannes Paul I.
Auf dem Hauptplatz kann ein dem Kirchenoberhaupt gewidmetes Museum besucht werden, das MUSAL: Museo Albino Luciani, während im Dorf das Geburtshaus von Papst Johannes Paul I. besichtigt werden kann.
Canale d'Agordo ist als Dorf bekannt, in dem 1872 die erste italienische Milchgenossenschaft gegründet wurde. Die Idee stammte vom damaligen Erzpriester Antonio Della Lucia. Um die Emigrationswelle jener Zeit einzudämmen, entwickelte er ein System der kollektiven Milchproduktion, dessen Erträge zum Wohl der Gemeinschaft investiert werden konnten.
In Canale d’Agordo entstand 1847 auch eine der ersten Bierbrauereien Italiens.
Höhepunkt des Karnevals in Val del Biois ist die berühmte Zinghenesta von Canale d’Agordo. Jeden Sonntag vor Faschingsdienstag folgen viele Besucher dem Umzug, der in Falcade beginnt und in Canale d’Agordo in der „Casa delle Regole” („Haus der Regeln”) endet, um die neue Zinghenesta zu begrüßen: Das schönste Mädchen des Orts und die wichtigste Maske des Karnevals.
Das Fest wird mit einem tanzenden Umzug durch die Straßen von Canale fortgesetzt. Die Reihe der wichtigsten Masken beginnt mit: Matèl, der Maske, die das „Schöne verkündet”, begleitet von seinem Lachè, den Paiàzo, einer Vielfalt an Holzmasken: „schöne Masken” mit eleganter Kleidung und „hässliche Masken”, unheimliche Masken, die Puster genannt werden. Den Abschluss des Umzugs bilden die Sasìgn, der Caoròn spion und die Gendarmerie.
Ein wahrer Karneval der Dolomiten, reich an Traditionen und beliebt bei Familien und Kindern.
7) Wasserfälle im Val del Biois
Liebhaber unberührter Natur erwarten im Val del Biois beeindruckende Wasserfälle, erreichbar mit einfachen und familiengeeigneten Spaziergängen.
Der Wasserfall Cascata delle Barezze befindet sich in einer kleinen Schlucht, die durch den Fluss Gavon im malerischen Ortsteil Sappade in der Gemeinde Falcade geformt wird. Vom Ort aus hat man eine fabelhafte Aussicht auf den Civetta und erreicht nach einem kurzen Spaziergang durch die Wälder eine Brücke über dem Wasserfall. Von hier aus kann man hinab laufen, um den Wasserfall aus der Nähe zu bestaunen.
Unbedingt sehenswert ist ein weiteres Ziel, das sich im Garés-Tal in Canale d’Agordo befindet: die Rede ist von den beeindruckenden Wasserfällen Cascate di Garés. Sie entstehen aus dem Fluss Liera, dessen Wasser der Schlucht Orrido delle Comelle entspringt und das ganze Tal entlang bis zur Mündung im Fluss Biois fließt. Die Wasserfälle sind leicht zu erreichen und ein bei Klein und Groß beliebtes Ausflugsziel.
Von Capanna Cima Comelle aus führt ein einfacher Pfad durch beeindruckend verschlungene Wurzeln und Holzleitern zunächst zum unteren Wasserfall Cascata Bassa und wenig später zum oberen Wasserfall Cascata Alta. Die Kraft des Wassers dieser Wasserfälle, das sich am Felsen bricht, bietet ein atemberaubendes Schauspiel.
8) Spazierweg La Cavalera
Von der Talebene von Falcade aus führt ein ruhiger Weg entlang des Flusses Biois nach Canale d’Agordo: La Cavalera, ein antiker Verbindungsweg zwischen den beiden Orten. Der Weg kann bis nach Cencenighe Agordino fortgesetzt werden.
Anlässlich der Dreißigjahrfeier der Ernennung von Albino Luciani zum Papst, wurde 2008 die Via Crucis Papa Luciani entlang der Cavalera eingeweiht. Das Werk, bestehend aus 15 Bronzefliesen auf weißem Dolomitengestein, stammt aus der Hand von Franco Murer, Künstler aus Falcade.
Der Spazierweg La Cavalera eignet sich für Kinderwagen, Mountainbike und E-Bike.
9) Dolomiten in Miniatur
Dort, wo das Tal Val del Biois mit dem Val Cordevole zusammentrifft, liegt über der Ortschaft Cencenighe Agordino San Tomaso Agordino: ein beliebtes Sommerurlaubsziel.
Der Ort Celat ist Ausgangpunkt einer der malerischsten Wege des Val del Biois: die Dolomiten in Miniatur. Entlang des circa 5 km langen Waldwegs kann eine Vielzahl an Felsskulpturen bestaunt werden, die eine originalgetreue Minireproduktion der berühmten Berge der Dolomiten sind, darunter der Civetta, der Pelmo, die Drei Zinnen von Lavaredo, die Vajolet-Türme, der Antelao und viele weitere.
Jedes Jahr treffen sich hier Künstler von internationalem Ruhm, um an Dolomitengesteinsblöcken aus dem Serla zu meißeln. Wahre Kunstwerke, die einige der bekanntesten Berge der Dolomiten nachbilden.
Der Weg durch die Dolomiten in Miniatur führ bis zur Scharte Forcella San Tomaso. Hier findet sich eine der romantischsten Skulpturen: El Cor, ein Felsbogen in Form eines Herzens, der auf das San Lucano-Tal in Taibon Agordino hinausgeht.
10) Fahrradtouren im Val del Biois
Fans von Mountainbike und E-Bike begeistert das Val del Biois mit einer Vielzahl mehr oder weniger schwere Wege durch Wälder oder entlang malerischer Pfade.
Neben der bereits genannten Cavalera, die Falcade mit Canale d’Agordo durch einen einfachen Weg entlang des Flusses Biois verbindet, dem Weg, der von der Ortschaft Sappade aus zur kleinen Kirche Chiesetta di Jore und dem atemberaubenden Garés-Tal, nach Falcade und Umgebung führt, gibt es viele andere Wege, die auch mit dem Mountainbike befahren werden können.
Der Giro delle Coste ist eine einfache Tour mit einem besonders beeindruckenden Panorama, die vom Ortsteil Somor di Falcade bis zum Ortsteil Tabiadon di Canes führt. Der Weg kann sowohl zu Fuß als auch mit dem Mountainbike zurückgelegt werden. Entlang des Wegs beeindruckt die Aussicht auf die Berggruppe von Focobon und den Civetta.
Für Adrenalinfans hält die Ski Area San Pellegrino in den Sommermonaten viele Mountainbike- und präparierte Downhill-Strecken bereit. Auf dem San Pellegrino Bike Trail können Fahrradfans ihr Können auf Wegen mit verschiedener Länge und unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, zwischen Holzkurven und atemberaubendem Panorama unter Beweis stellen.